Samstag, 22. September 2012

Lucie und Harold





Dieses tolle Bild hat solebich.de Userin xxlenaxx selbst gemalt, zu finden ist es auch auf ihrem Blog 

www.helenes-stilbruch.blogspot.com


Lucies Eltern konnten sie nicht besonders gut leiden. Das war schon immer so gewesen und das Mädchen ging davon aus, dass sich das auch niemals ändern würde. Doch Lucie war ein ganz besonderes Kind und so störte es sie das schlechte Verhältnis zu ihren Eltern nicht weiter. Sie überhörte ihr Schimpfen, wenn sie aus Versehen etwas fallen ließ, oder sich unabsichtlich voll kleckerte.

Das Einzige, was ihr einen kleinen Stich versetzte, war, wenn sie sie als böse bezeichneten, dann verkroch sie sich meisten ins ihr Bett und weinte, bis sie eingeschlafen war. Sie weinte allerdings nicht, weil sie traurig war, sondern weil sie das Wort 'böse' so furchtbar ärgerte, denn wenn Lucie eines von sich behaupten konnte, dann, dass sie nicht 'böse' war. Abends las sie oft Märchenbücher und da verhielten sich die Bösewichte ganz anders als sie. In der Tat war sie sogar ein äußerst liebes Mädchen, das jeden Morgen sein Bett machte und den Teller nach dem Essen sofort in die Spülmaschine stellte.

An einem milden Sommerabend saß sie bei geöffnetem Fenster auf ihrem Bett und las, als sie plötzlich ein Rascheln vernahm. Auf der Fensterbank saß ein kleines Eichhörnchen und knackte eine Nuss. Fasziniert legte Lucie das Buch zur Seite und beobachtete den kleinen Nager. Sie fand, dass das Hörnchen aussah als hieße es Harold, also begrüßte sie es mit diesem Namen und war verblüfft, das es kurz inne hielt und sie anstarrte. Dann hatte Herold die Nuss geknackt und knabberte an der einen Hälfte. Als die aufgegessen war, schnappte er sich die andere und sprang zu Lucie aufs Bett. Auf ihrem Kissen ließ er die halbe Nuss zurück und verschwand dann schleunigst wieder in den Garten.

Lucie war überglücklich als sie an ihrem Geschenk nagte und am nächsten Morgen erzählte sie ihrer Lehrerin von dem Erlebnis. Die war ganz begeistert und vertraute dem Mädchen ein Geheimnis an, nämlich, dass Tiere genau merken, ob ein Mensch gut oder böse ist und dass Harold nie mit ihr geteilt hätte, wenn sie nicht ein ganz liebes Mädchen wäre. Ab diesem Tag war es Lucie egal, ob ihre Eltern meinten sie sei böse, denn nun wusste sie, dass sie sich wirklich irrten.

Seitdem legte das Mädchen jeden Tag eine Nuss auf ihre Fensterbank und jeden Tag kam Harold um sie mit ihr zu teilen. Dank ihm zweifelte Lucie nie mehr an sich selbst. Manchmal braucht es eben nur ein Eichhörnchen und alles wird wieder gut.

2 Kommentare:

  1. hallo frau muse,
    ich hab dich via helene gefunden und finde deine kleinen geschichten ganz zauberhaft!
    viele grüße von mano

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  2. Hallo mano, wie lieb von dir. Ganz liebe Grüße auch von mir. :)

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