Mittwoch, 19. September 2012

Theodor

Dieses wirklich schöne Bild hat solebich.de Userin optimiss mir zur Verfügung gestellt also werde ich mal drauflos schreiben. Ach ja, zur Info, das Bild heißt wirklich Theodor, habe den Namen auf Basia Bimczoks Seite herausgefunden. Davon habe ich mich dann inspirieren lassen.


Theo war sieben Jahre alt, als sein Vater starb und er der Mann im Haus wurde. Ab diesem Zeitpunkt musste seine Mutter sehen, wie sie zurecht kam, das Geld reichte vorne und hinten nicht. Theo fühlte sich schuldig, er glaubte, er müsste auch etwas zum Einkommen beitragen und nicht den ganzen Tag untätig in der Schule sitzen. Er ging weiter zur Schule, allerdings nur, weil es aufgefallen wäre, wenn er es nicht getan hätte. Am Nachmittag jedoch, den er bis dahin genutzt hatte, um seine Freunde zu treffen, fuhr er mit dem Bus in die Innenstadt und setzte sich mit einem Becher auf die Erde, in der Hoffnung jemand hatte ein Herz und würde ihm helfen.

Seiner Hoffnung folgte bald Ernüchterung, als die Menschen an ihm vorbei eilten, als wäre er unsichtbar. Einmal nur wurde er angesprochen, von einem alten Herrn, der sagte Theo sei doch ein Mann und Männer könnten auch für ihr Geld arbeiten. Da kam ihm die Idee. Am nächsten Morgen stahl er etwas von der Schminke seiner Mutter und kaufte sich in der Stadt, von seinem letzten gesparten Geld, ein gebrauchtes rosa Kleid. Ab diesem Tag bettelte nicht mehr Theo, sondern ein Mädchen namens Thea. Die war, erstaunlicherweise, viel erfolgreicher, als der Junge und schon bald war ihr kleiner Becher voll mit Münzen.

Theo gab seiner Mutter das Geld nicht sofort, sonst hätte sie noch gefragt, woher er das hatte. Stattdessen brachte er häufiger mal einen Apfel mit nach hause und behauptete, der Obsthändler hätte ihn ihm geschenkt. Sie schöpfte keinen Verdacht. Theo verbrachte noch sehr viele Nachmittage als Thea in der Stadt, bis ihn eines Tages jemand ansprach. Der Mann behauptete er sei Künstler und würde furchtbar gern ein Portrait von ihm malen. Der Junge weigerte sich, einfach so mit dem Mann mit zu gehen, erklärte sich aber dazu bereit, sich still auf eine Bank zu setzen, während der Künstler ihn malte.

Johann, so hieß der Mann, interessierte sich sehr für Theos Geschichte und so erzählte er ihm alles. Der Junge war erstaunt, als er eine Träne in Johanns Auge blitzen sah, sagte aber nichts. Sie verbrachten einige Nachmittage zusammen, bis das Portrait fertig war und das Ergebnis war verblüffend. Der Künstler hatte Thea wirklich gut getroffen und er gab Theo ein Versprechen. Wenn er das Bild verkauft hatte, würde er wiederkommen und ihm das Geld geben, dass er eingenommen hatte. Dann war er verschwunden. Theo glaubte nicht, dass er Johann je wiedersehen würde, schließlich hatte er die Erfahrung gemacht, dass man niemandem trauen durfte.

Einige Wochen vergingen und eines abends breitete Theos Mutter wütend sein gespartes Geld vor ihm aus und fragte ihn, wo er das her habe. Widerwillig erzählte er von seinen Nachmittagen, bis seine Mutter so bitterlich anfing zu weinen, dass er sie trösten musste. Sie sagte immer wieder, dass es ihr Leid tue, aber Theo wusste gar nicht warum. Sie taten beide ihr Bestes, es reichte nur nicht. An diesem Abend verbot sie ihm nochmal in die Stadt zu fahren und weil er ihr nicht noch mehr Kummer bereiten wollte, hörte Theo auf seine Mutter.

Ein paar Tage später, es war fast Zeit fürs Abendessen, läutete es an der Tür. Als Theo öffnete war ihm seine Überraschung anzusehen. Da stand Johann und schenkte ihm das hoffnungsvollste Lächeln, das man sich vorstellen konnte. Theo bat ihn herein und schon begann der Künstler den beiden von seinem Erfolg zu erzählen. Nachdem er, bei der Präsentation des Bildes, Theos Geschichte erzählt hatte, hatte das Portrait viel mehr eingebracht, als er es zu träumen gewagt hatte und den Erlös hatte er nun mitgebracht.
So viel Geld hatten weder Theo, noch seine Mutter, jemals gesehen. Seit diesem Tag verband die drei eine tiefe Freundschaft und um Geld mussten sie sich nie wieder Sorgen machen.
Danach verkleidete sich Theo nur noch selten als Thea, außer an Karneval, auch um sich selbst daran zu erinnern, wie gut es ihm nun ging.

2 Kommentare:

  1. eine wundervolle und so gefühlvolle Geschichte! Es freut mich ganz besonders und macht mich auch unendlich stolz, dass mein Lieblingsstück als eines der ersten auf deinem Blog erscheinen durfte. ich wünsche dir viel Erfolg und freue mich auf viele weitere tolle Geschichten von dir. liebe Grüße, optimiss

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  2. Es ist ja auch ein ganz besonderes Lieblingsstück ;)

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